Unsere 13-tägige Namibia – Gruppen – Rundreise startete in Kapstadt.
Wir waren in einem kleinen süßen Gästehaus – dem Sweetest Guesthouse Orange mit gerade mal 6 Zimmern – untergebracht. Am frühen Morgen um 8 Uhr traf sich zum ersten Mal die bunt zusammengewürfelte Truppe bestehend aus 12 Gästen und 2 Guides zum gemeinsamen Frühstück. Noch schüchtern wurde sich kurz gegenseitig mit Namen vorgestellt und unsere beiden Guide-Damen verkündeten den groben Ablauf des Tag 1.
Gepäck und Mensch im Truck verladen (liebevoll schon jetzt feuerrotes Spielmobil getauft) ging es entlang von Campsbay die Kap Halbinsel runter. Stopps waren Hout Bay – einem kleinem Fischerörtchen -, Cape of Good Hope (dem süd-westlichsten gelegenen Punkt auf dem afrikanischen Kontinent) und eine Pinguinkolonie am Boulders Beach.
Resümee des ersten Tages:
Viel im Bus sitzen, eine lange Fahrt und die ersten ausführlichen Beschnupperungen innerhalb der Gruppe.
Da es in Kapstadt noch mehr zusehen und erleben gibt, bekommt Cape Town einen eigenen kleinen Artikel, den ihr hier lesen könnt.
Am Tag 2 sehr frühes Aufstehen und Kilometer Richtung Norden machen.
Nach knapp 5 Stunden kamen wir gegen 13h im Felsmassiv der Cederbergen an und stiefelten nach dem Essen in einer unglaublichen Hitze rauf zu einem Wasserfall. Die 3 Stunden Gehzeit (Hin- und Rückweg) haben sich aber gelohnt: fast schon wie in einer Märchenlandschaft ergoss er sich eine Felswand hinunter; eingebettet in einem saftigen Grün und glasklarem Wasser: herrlich.
Wasserflaschen mit dem köstlichen Nass aufgefüllt (auch wenn es etwas moosig schmeckte) und gemächlich zurück geschlendert. Zum Glück war es jetzt am späten Nachmittag nicht mehr so heiß, denn leider liegt der Auf- und Abstieg an einem Südhang und es war ohne schattige Plätzchen anstrengend. Da kamen auch wir als geübte Wanderer etwas langsamer voran.
Die Hitze machte auch einem nahegelegenem Bergrücken mit Bränden zu schaffen; aber die Firefighter hatten schon alles im Auge und anscheinend im Griff.
Unsere Unterkunft in der Cederberg Wilderness Area lag an einem Fluss. Es gab nicht nur Bungalows, sondern auch Campingmöglichkeiten. Da wir die „Accomodated Variante“ der Tour gebucht hatten, wurden uns die Bungalows zugeteilt. Einen davon teilten wir uns mit noch zwei anderen aus der Gruppe (für 4 Personen = 2 Schlafzimmer) für die eine Nacht; und es war völlig ok.
Tag 3:
Nach einer kurzen Nacht brachen wir um 6:30h auf.
Wir stellten uns auf eine weitere lange Fahrt ein, denn unser Ziel heute: die namibisch/südafrikanische Grenze.
Aber nicht mal nach 2 Stunden ein Stopp auf einem Weingut. Jupp – richtig gerechnet: um 8:30h morgens Weinprobe!
Ich weiß nicht ob es an der Uhrzeit lag oder am Wein der Klawer Wynkelders; irgendwie wollte keiner schmecken. Egal, zwei Fläschchen gekauft und angescheckert zurück in den Bus.
Die Grenze zu Namibia erreichten wir dann am Nachmittag – 6 Stunden später.
Direkt dahinter lag unsere Bleibe für die nächste Nacht: die Felix United Lodge direkt am Fishriver bzw. dem Oranje-River bzw. Gariep-River (der Fluss hat wirklich 3 Namen).
Leider hatten wir mit der Schlüsselvergabe Pech und landeten statt in einer der supertollen Bungies mit Blick auf den Fluss (die Namen trugen wie „Butterfly“ etc.) in dem neben dem Parkplatz. Name unseres Hauses: „Lost“ – tja, warum wohl?
Erstmal ein Sprung in den großen Pool mit gigantischem Ausblick auf den Fluss und ein Bierchen. Schon schön hier!
Da darf natürlich eine Fahrt mit dem Kanu auf dem Oranje-River nicht fehlen.
Deshalb wurden wir (bzw. der Teil der Gruppe der Lust hatte) von einem kleinen Bus abgeholt und ein paar Kilometer flussaufwärts gebracht und los ging das fröhliche paddeln.
Leider war der Ausflug nicht so wie wir es uns erhofft hatten. Irgendwie nicht viel Abwechslung bei Flora und Fauna, unmotivierte Guides – die nicht mal angesagt haben wenn ein Niedrigwasserstand an einer Stelle war und wir plötzlich unser Kanu schieben mussten, keine spaßigen Stromschnellen, kaputte und in die Jahre gekommene Boote – so dass ich mir sogar einen Finger leicht aufriss und blutete – und kaum Informationen der Guides über die Gegend. Schlussendlich dümpelten wir nur vor uns hin um die Zeit bis zur Anlegestelle totzuschlagen. Schade.
Nach dem Mittag ging es dann direkt wieder auf die Schotterstraße. Ach, hatte ich vergessen zu erwähnen: bis auf den kurzen Teil nach Kapstadt verläuft die gesamte Route (ein paar Ausnahmen in den Städten) auf unbefestigten Schotterpisten; ohne Straßenbelag, Wegbegrenzungen oder Markierungen. Wenn ich eine Milch gewesen wäre, dann wäre ich jetzt schon Quark oder zu mindestens Buttermilch – so durchgerüttelt wird man. Am Anfang dachten wir ob das irgendwelche Abkürzungen sind, aber nein, das war die Hauptstraße. Aber ich glaube alle haben sich schnell daran gewöhnt, denn der Ausblick aus unserem Gefährt war nicht schlecht.
Sandebenen wechselte sich mit Steinhaufen oder kleinen Erhebungen ab und ab und zu mal hier und da ein Busch in der brennenden Sonne. Sehr selten trafen wir auf Zivilisation oder gar Menschen. Sehr einsam hier. Ich fand es trotzdem schön.
Nächster Halt nach 4 Stunden auf der Buckelpiste ein Canyon.
Ein gewaltig großer und tiefer Canyon; hier floss ursprünglich der richtige Fishriver durch. Deshalb trägt der Canyon auch den eigentlichen Namen des Flusses „Fishriver-Canyon“. Der Canyon ist nach dem Grand Canyon in den USA der Zweitgrößte seiner Art und echt atemberaubend. Wir wurden etwas unterhalb am Aussichtspunkt abgesetzt und machten einen kleinen Spaziergang direkt an der oberen Kante des Canyons zurück zum Treffpunkt.
Dort angekommen wartete schon das Essen auf uns, das die beiden Guide-Damen liebevoll angerichtet hatten.
Wir packten unsere Weine aus (die plötzlich richtig lecker schmeckten), spielten Musik vom Laptop und genossen den zauberhaften Sonnenuntergang am Rand des Canyons.
Die Musik die wir spielten waren übrigens Weihnachtslieder (Swinging Christmas; von und mit Frank Sinatra & Co) Jupp – heute war der 24.12.2016 und wir stehen in der Hitze der Nacht bei einem Wein zum Sonnenuntergang in der Wildnis: will man da noch tauschen? Nö.
Die Sonne war weg und die Sterne traten hervor. Ich sag es euch; kitschiger geht es nicht.
Soooooo schön.
Untergebracht waren wir diesmal in so einer Art Pueblo, welches irgendwie an ein Fort in einem Western erinnert. In der Hotelbar der Canon Lodge noch schnell ein Weihnachtsumtrunk und ab ins Bett.
Und wer denkt, dass unsere Guides am nächsten Morgen (der 1. Weihnachtsfeiertag) gnädig waren, der irrt.
Am Tag 4: Abfahrt 6 Uhr! Inkl. Frühstück und packen hieß es 4:45h aufstehen – autsch.
Nächstes Ziel Soussusvlei in der Dünenlandschaft des Naukluft-Nationalpark mit dem kleinen Sesriem-Canyon und den größten Sanddünen der Welt.
Auf halber Strecke machten wir aber noch in Helmeringhausen Halt für „den besten warmen Apfelkuchen in Namibia“. Wo Helmeringhausen liegt? Im nirgendwo! Aber „lekka“; wie es auf Afrikaans heißt.
Nach insgesamt 9 Stunden Reisezeit an diesem Tag kamen wir also bei mittlerweile 37 Grad im Schatten in unserem Desert Camp an. Eine wunderschöne Zeltanlage mitten im Nichts der Namib Wüste.
Wir checkten ein und testeten das Internet (irrwitziger weise war hier in mitten der Wüste mal Netz .. bisher war die Woche eher tote Hose).
Das Baden im Pool zum Sonnenuntergang; mit Blick in die weite Wüste und den in der Ferne gelegenen Bergen, sowie einem Cocktail in der Hand, ließ keine Wünsche mehr offen. Und dann der Sternenhimmel – unbeschreiblich!
Ausgeruht (mal nicht ganz so früh aufstehen … erst um 7h) ging es am nächsten Morgen – Tag 5 – zur bekanntesten Sanddüne; der Düne 45, die ihren Namen der Kilometerangabe von / bis zum Eingang des Nationalparks verdankt.
Der Aufstieg zum Gipfel dieses Naturwunders auf dem rutschigen Sand war etwas gewöhnungsbedürftig, aber der Ausblick entschädigt für die Plackerei. Es empfiehlt sich hier festes Schuhwerk, denn der Sand ist mega heiß.
Das runterkullern oder springen macht echt Laune und man ist happy unten wieder ohne Sand im Mund (der aber ansonsten überall reinkriecht) angekommen zu sein.
In Allradfahrzeugen umgeladen fuhren wir zur Pfanne – dem ausgetrockneten restlich übriggebliebenen Flussbett mit seinen Salzablagerungen. Man hat hier eine gute Vorstellung wie es vor Jahrtausenden mit Wasser drin ausgesehen haben muss. Nun verschlingt der Sand nach und nach ein Teil bzw. den Rest.
Wer den Weg zur Pfanne über eine Düne gehen möchte, der sollte mind. drei Liter Wasser statt einem Liter mitnehmen. Man unterschätzt leicht die Hitze und Anstrengung.
Aber für heute noch nicht genug Schweiß.
Auf dem Rückweg hielten wir noch für einen kurzen Walk am Sesriem Canyon.
Natürlich nicht zu vergleichen mit dem Fishriver-Canyon und der Blick diesmal aus einer anderen Perspektive – nämlich von unten nach oben – war abermals beeindruckend.
Und auch hier nicht mit dem Wasservorrat geizen. Es ist da unten wie im Hexenkessel und kaum Schatten. Hier hatten wir sicherlich schon die 40° geknackt. Nach der Wanderung mussten wir uns auch vom ersten paar Turnschuhe verabschieden. Die Sohle hielt der Hitze nicht stand und war ab. Tschüss Sneakers.
Todmüde von dem heißen und ereignisreichen Tag fielen wir im Zelt ins Bett.
Wer meint, dass wir aufgrund der hitzigen Temperaturen am Tag eine unruhige Nacht hatten, täuscht.
Es kann in der Wüste nachts ganz schön kalt werden und so blies ein leichter Wind die Hitze fort und wir schliefen tief und fest bis uns der Wecker mal wieder zu einer unchristlichen Zeit aus dem Schlaf klingelte: 7h morgens.
Auch heute am Tag 6 hieß es wieder Kilometer machen.
Auf nach Swakopmund an der Atlantikküste. Zum Glück teilten sich die 8 Stunden Reisezeit mit Unternehmungen.
Wir hielten kurz in der „Welthauptstadt“ Solitaire, die eigentlich nur aus einer Tankstelle, einem Café und einer Bakery bestand, aber bei der Fahrerei ein willkommener Stopp war.
Das dachten sich wohl auch andere Reisende, denn nach knapp einer Woche war es komisch dort mal wieder auf andere Touristen in gehäufter Zahl zu treffen.
Knapp eine Stunde von Solitaire entfernt hielten wir plötzlich mitten auf der Straße an einem Schild: „Tropic of Capricorn“. Erst nach Erklärung unserer Guide erfuhren wir, dass wir hier am südlichen Wendekreise stehen. Wow. Und es kam noch besser. Es war genau 12h Mittag und das, wofür der „Beweis“ bekannt war zeigte sich: es gibt kein Schatten von einem selbst, da die Sonne senkrecht über einem steht. Echt abgefahren!
3 Stunden später kamen wir in eine Küstenstadt namens Walis Bay – die aber eher einer Industriestadt glich. Dort machten wir direkt an der Küste bei einer Flamingo-Kolonie am Wasser Mittag. In ganz Namibia sollen wohl nur hier die rosa Vögel in großen Gruppen auftreten.
Weiter ging die Fahrt in den Nachbarort Swakopmund direkt am Meer.
Hm – bei Ankunft in unserem „Hotel“ wurden die Gesichter aller Teilnehmer etwas länger, denn unsere Bleibe für die nächsten zwei Tage waren Container am Stadtrand.
Im Prospekt stand eigentlich was von einem Guesthouse im Kolonialstil … aber man muss wohl auch das Kleingedruckte lesen: „Unterkünfte können je nach Verfügbarkeit abweichen“ – Aha. Und das angepriesene: „hier gibt es Internet“ lies auch zu wünschen übrig. Denn W-LAN ging nur auf dem Vorhof bzw. Parkplatz und nicht auf den Zimmern – Aha.
Schade, da hat man mal 2 Tage an einem Spot und dann ist das nix. War aber auch kein Drama denn wir hatten uns schon das nächste Abenteuer ausgespäht.
5 Gedanken zu „Namibia – eine 13-tägige Gruppen-Rundreise im Overlander – So Reich und doch so Arm, so Viel und doch so Wenig …“