Tag 10 brach sehr früh an und wir wurden von einer kleinen Herde Eseln geweckt die an unserem Haus vorbei schlurften. Elefanten bekamen wir leider nicht zu Gesicht – schade.
Neuer Tag, neues Ziel: der Etosha-Nationalpark im Norden von Namibia.
Aber bis dahin erst einmal wieder Kilometer machen und hoffen, dass die Po-Backen bzw. das Sitzfleisch durchhalten.
Nach nicht mal zwei Stunden kamen wir in Daures an. Dort stand direkt an der Straße ein Stand mit selbstgebastelten Figuren und Schmuck der wunderhübschen Himba – Frauen. Zu den Stämmen der Himba und Herero gibt es eine interessante Geschichte, die uns die Guides übrigens am Abend am Lagerfeuer erzählt hatten. So war das Gefühl auf eine Gruppe von Himba zu treffen natürlich nicht nur beeindruckend, sondern auch irgendwie realer.
Und bitte reißt nicht einfach eure Fotoapparate raus und knippst wie wild auf die Damen drauf los. Menschen sind keine Objekte. Habt Respekt vor den Menschen die hier leben. Es ist ein hartes Leben in der Wüste mit kaum Wasser und Nahrung und so versuchen sie mit dem Wenigen was sie haben über die Runden zu kommen – o.k.?!
Fotos kann man von einem weiteren Schauspiel im Damaraland machen. Und zwar in Khorixas vom versteinerten Wald. Das ist ein kleines Gebiet, in dem vor Millionen von Jahren die Eiszeit Holzstämme (ja – hier in der Wüste gab es Wälder) zu Steinstämmen verwandelt hat. Sie sehen aus wie Holz, sind aber nun Steine. Und bitte auch hier etwas Respekt. Die Wege sind nicht abgesteckt und nicht markiert. Passt also auf wohin ihr tretet und nehmt keine Andenken des versteinerten Holzes mit – auch wenn es noch zu verlockend ist. Es steht unter Denkmalschutz und Diebstahl wird bei Verstoß geahndet.
So, ein wenig Strenge muss auch mal sein. Leider gibt es in einer Gruppe immer ein paar Querschläger.
Was ich damit andeuten will, erfahrt ihr deshalb in einem Extra Artikel: „Wahrheit über Gruppenreisen“.
Nun aber weiter auf unserer Tour.
In Outjo einer etwas größeren Stadt machten wir Halt um uns im Supermarkt wieder mit Lebensmittel und Wasser einzudecken. Auch unser feuerrotes Spielmobil hatte großen Durst und musste betankt werden. Dabei entdeckten die Guides etwas am Reifen. Ohje – das Ding wirft Blasen und aus Vorsichtsmaßnahme (damit der Reifen nicht unterwegs in der Wüste platzt) lagen wir kurzerhand noch einen einstündigen Boxenstopp ein. Reifen gewechselt und weiter ging es.
Drei Stunden später erreichten wir unser Tagesziel: den Etosha Nationalpark.
Obwohl es schon eine Stunde vor Schließung der Tore am Abend war, wollten unsere beiden Guide-Damen uns unbedingt einen kleinen Vorgeschmack auf das geben was morgen kommen sollte. So pirschten wir uns langsam (aber aufgrund der Farbe unseres Fahrzeuges sicherlich nicht unauffällig) die extra dafür vorgesehenen Wege im Park entlang.
In der Abenddämmerung sahen wir neben Springböcken, Kojoten und Erdmännchen auch einen Löwen am Wasserloch. Wir waren ihm so nah, dass man sein Geschlürfe hören konnte. Toll. Einfach toll.
Jetzt wurde es Zeit unsere nächste Unterkunft aufzusuchen, denn der traumhafte Sonnenuntergang wollte uns die Stimmung nicht mehr aufhellen; denn wir waren jetzt schon 12 Stunden im Overlander unterwegs. Das war zu viel und wir alle wollten nur noch in die Senkrechte und schlafen.
Die Unterkunft war ein privat geführter Hof außerhalb des Parks und mit liebevollen Details hergerichtet. Es gab sogar W-LAN und einen Pool; welches jetzt aber so spät nicht mehr interessant war. Nur noch Bett, Bett, Bett.
Leider blieb die Nacht windstill und somit zu heiß und die Moskitos surrten herum, so dass am nächsten Morgen jeder etwas grantig war – mit viel zu wenig Schlaf. Grrrr. Aber dafür kann ja die Unterkunft nichts. Um 05:30h hieß eh schon wieder raus aus den Federn bzw. dem Bettlaken und ab zum Park.
Tag 11:
Von 06:00h bis 15:00h (9 Stunden) pirschten wir uns in unserem Mobil durch den Etosha National Park bis hin zur berühmten Etosha Pfanne. Wir sahen riesengroße Vögel, Springböcke, eine Giraffenherde und die interessante Landschaft der Pfanne. Leider nicht zu viele Tiere, denn es hatte nachts auch etwas geregnet und somit waren die Tiere nicht auf die künstlich angelegten Wasserlöcher (wo eben viele Tiere anzutreffen sind) angewiesen. Irgendwie schade für uns – aber gut für die Tiere.
Zur Mittagszeit machten wir im Park einen Stopp – das Fleckchen nannte sich Okaukuejo. Wer will kann auch hier – also direkt im Park – übernachten. Von einfachen Zimmern bis hin zu Bungalows direkt am Wasserloch – alles dabei. Auch einen Pool gibt es … der aber irgendwie nicht so sauber aussah.
Am späten Nachmittag waren wir wieder zurück in unserem Guesthouse; der Tarentaal Farm.
Nun genossen wir den Pool und einige Biere und warteten auf den Abend denn: heute ist Silvester!
Die beiden Mädels legten sich nochmal so richtig ins Zeug und tischten uns Häppchen als Vorspeise und leckeres Fleisch als Hauptspeise auf. Dazu gab es natürlich Sekt zum Anstoßen. Auch für Nachtisch und genug zu trinken wurde gesorgt. Unser Laptop spielte ein paar Lieder und einige tanzten dann doch noch. Ein Feuerwerk brauchten wir nicht lange vorzubereiten, denn je später der Abend wurde, desto heftiger wurde das Wetterleuchten. Überall um uns herum blitzte und funkelte es. Leider hielten es alle nicht alle bis Mitternacht aus. Wir waren sooooooo müde.
Leider war auch die nächste Nacht nicht erholsam, denn es war schon wieder so warm und schwül.
Egal. Morgen ist unser letzter Tag der Namibia-Gruppen-Rundreise.
Tag 12:
Ein letztes Mal hieß es um 05:00h morgens aufstehen. Yeaaaaah.
Es geht heute nach Windhoeck. Die Hauptstadt von Namibia erreichten wir nach 6 Stunden.
Erster Eindruck: Oh – nicht so schön hier. Alles ganz schön alt und runter gekommen. Irgendwie in den 70er Jahren stehen geblieben. Außer einer Kirche, einem hohen Gebäude in dem sich auch ein Museum und ein Restaurant befindet (von dem man einen fantastischen Blick über ganz Windhoeck hat) und einer Statue – alles übrigens auf einem Platz – gibt es hier nicht viel – hm.
Wir also in unsere letzte Unterkunft (das Klein Windhoeck Guesthouse) eingecheckt – die übrigens gruselig war. Ich hätte erwartet, dass die letzte Bleibe schon „netter“ ist. Denn ist es nicht so, dass das Letzte auch das ist, was einem am Ende einer Reise auch im Gedächtnis bleibt? – Naja, ist ja nur für eine Nacht.
Nachdem wir uns alle frisch gemacht haben, ging es zum Abschiedsessen in Joe´s Beerhouse.
Wirklich ein skurriler Ort. Witzig und nett gemacht mit einem Koipool, Biergarten, Reetdach, Schnick-Schnack überall und leckerem Essen. Es wurden Emailadressen ausgetauscht und sich verabschiedet (da der morgige Tag für jeden anders startet). Sogar der Himmel weinte zum Abschied und es goss in Strömen.
Tag 13:
Die Hälfte der Teilnehmer fuhren mit dem Overlander noch weiter bis zu den Viktoria Fälle, einige flogen zurück in die Heimat und wir gönnten uns jetzt erst einmal 3 Tage „off“ auf einer kleinen Lodge (der Immanuel Wilderness Lodge) in Windhoeck. Schlafen, chillen, relaxen, am Pool liegen und dazu einige Bierchen, Knabbereien und gutes Essen. Das Wichtigste: INTERNET (hatte ich meinem Mann nach zwei Wochen out of Service versprochen) funktionierte einwandfrei.
Übrigens:
Wir waren nicht die Einzigen in einem komischen Gefährt auf dieser Route.
Es gibt wohl einige Anbieter, die aber wesentlich mehr Teilnehmer als wir an Bord haben. Außerdem gibt es immer zwei Varianten. Die „accomodated“ und die „camping“ Tour.
Ich war froh in unserer überschaubaren Größe mit 12 Leuten unterwegs gewesen zu sein und so tolle Guides erwischt zu haben. Außer die paar Mal wo wir essen gegangen sind, haben die Mädels von Sunways Safaris (gebucht über die tolle Agentur „Venter Tours“) für uns alle jeden Tag Frühstück, Mittag und Abend zubereitet; nur abwaschen mussten wir – aber das versteht sich ja von selbst.
An dieser Stelle nochmal ein großes Danke und Lob für Annika & Grace!
Fazit:
Namibia? Ein wahnsinnig tolles Land mit ebenso wahnsinnig vielen Problemen.
Gegensätze so krass, wie ich sie auf all´ meinen Reisen noch nie erlebt habe.
Egal ob das Thema mit arm / reich – schwarz / weiß – Sand / Wasser – Wüste / Meer
Emotional hat mich Namibia an meine Grenzen gebracht und so musste ich ab und an eine Träne verdrücken, die Lebensumstände der Menschen dort und die Menschen in unserem Bus (siehe hierzu auch meinen Artikel: die Wahrheit über Gruppenreisen), mit der Hitze und Durst kämpfen, durfte auch einmal ein Adrenalinjunkie sein und habe sehr viel Eindrücke und Gedanken mitbekommen.
Man muss Namibia mal gesehen haben, von der Natur und seinen Menschen bin ich zu tiefst beeindruckt.
Und da ist es auch ein Leichtes, mal zwei Wochen früh aufzustehen, ohne Luxus auszukommen, mal zu den Wurzeln zurück zu finden und das Internet einfach mal zwei Wochen auszuschalten (geht eh nicht anders).
Erwartet in Namibia nicht zu viel und ihr werdet merken wie viel euch Namibia geben kann.
Falls Ihr auch schon mal dort gewesen seid und ähnliche oder ganz andere Erfahrungen gemacht habt: Ihr wisst ja: über ein Wörtchen an diesem Örtchen würde ich mich freuen.
Eure Silke
5 Gedanken zu „Namibia – eine 13-tägige Gruppen-Rundreise im Overlander – So Reich und doch so Arm, so Viel und doch so Wenig …“