Es gibt sicherlich viele Reiseberichte, Sightseeing Tipps und empfohlene Routen für Skandinavien. Bewusst haben wir die aber mal ignoriert. Wir sind einfach so drauf losgestolpert und wollten ohne viel Recherche und Vorplanung wissen, was Schweden für uns bereithält. Viel. Sehr viel. So viel, dass wir am Ende nicht ganz das geschafft haben, was wir eigentlich vorhatten.
Je länger wir unterwegs waren, desto mehr interessierte uns. Leider nicht machbar in zwei Wochen; es hätten für die Route – plus noch ein paar Wunschpunkte – mindestens vier Wochen sein müssen. Auch wenn es schlussendlich knappe 14 Tage waren, haben wir diese gut genutzt.
Wie weit man also mit dem Wohnmobil in zwei Wochen kommt und was wir so erlebt und gesehen haben dürft ihr nun lesen.
Durch die Anmietung des WoMo´s im hohen Norden von Deutschland – genau gesagt in Schleswig – haben wir uns zwei Tage Wohnmobil-Miete gespart und sind mit einem Schnäppchenangebot der Bahn ganz relaxed von München angereist. Da wir auf dem Weg nach Schweden das Louisiana Museum und Kopenhagen sehen wollten, haben wir uns gegen eine der sicherlich schönen aber teuren Fährüberfahrten entschieden und uns direkt auf den Weg und die Autobahn gemacht.
Unser erstes Ziel, Kopenhagen, erreichten wir ohne Zwischenstopp bereits nach 5 Stunden. Wir steuerten den Campingplatz an, rollten das Vorzelt auf und genossen zum ersten Mal unser Camper Dasein mit einem schönen Sonnenuntergang. Was will man mehr.
Der Campingplatz DCU-Copenhagen-City Camp liegt etwas außerhalb vom Zentrum. S-Bahn und Bus sind aber sehr gut fußläufig zu erreichen und man ist in 15 – 20 Minuten in der City. Am nächsten Tag nahmen wir die S-Bahn und stiegen direkt am Hauptbahnhof aus. Eine gute Wahl, denn von da aus gehen viele Touren los und das nächste Touristenoffice ist gleich um die Ecke. Dort buchten wir eine Hop-On-Hop-Off-Bus-Tour, die wir persönlich schön finden, da man sich einen ersten Überblick über die Sehenswürdigkeiten verschaffen kann. Wir halten es meistens so, dass wir die Tour komplett durchfahren und uns dann entscheiden was davon spontan am meisten interessiert; und dahin wird dann gelaufen.
In Kopenhagen hat uns so viel gefallen, dass wir wirklich von morgens bis abends unterwegs waren. Egal ob ein Spaziergang durch Christiania Town (eine Hippiestadt), dem Rosengarten oder Hafen, schlendern durch die Einkaufsstraßen, zum Fotoshooting bei der Meerjungfrau oder zum Abendessen in die Street-Food-Hallen. Das übrigens mein persönlicher Tipp! Und gerne etwas mehr Zeit einplanen, denn hier kann man wunderbar nach dem Essen auf Bänken oder in Liegestühlen sein Bier oder Cocktail zum Sundowner genießen. In Kopenhagen sollte also eigentlich für jeden etwas dabei sein.
Kopenhagen ist ja auch als „die Fahrradstadt“ bekannt und alle, die das sagen haben Recht. Wir waren beeindruckt, was hier alles für die Radler gemacht wird. Es gibt auf der Straße eigene Fahrbahnen, eigene Ampeln und extra angefertigte Brückenkonstruktionen – nur für die Fahrradfahrer. Und nicht nur das; selbst die S-Bahn-Wagons sind mit Fahrradständern ausgestattet. Man kommt also definitiv mit dem Bike überall und schnell hin und hat das Gefühl, dass die Autos so langsam aus der Innenstadt verbannt werden. Also warum Kopenhagen nicht mit dem Fahrrad erkunden.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Camper ein paar Kilometer weiter in den Norden. Unser nächster Halt hieß Louisiana Museum of Modern Art. Dieser Stopp entpuppte sich zu einem wirklich schönen Spot auf unserer Reise (Danke an Nik für den Tipp!). Die Eintrittskarten kauften wir übrigens schon auf dem DCU-Campingplatz und waren über diese Entscheidung mehr als froh; denn als wir ankamen, war vor dem Museeum eine ziemlich lange Schlange. An der gingen wir gemütlich vorbei und waren gleich drin.
Den ganzen Tag waren wir mit Oooh´s und Aaah´s beschäftigt, genossen das schöne Wetter im Skulpturenpark und waren lecker Essen in der Museumskantine (nicht ganz billig; aber dafür gut und reichlich). Das Konzept des Museums finden wir toll. Wissen, Spaß und Unterhaltung. Ich war übrigens noch nie so lange in einem Museeum; und das heißt schon was. Auch fand ich klasse, dass sich nicht nur Erwachsene kunstbegeistert zeigten. Es waren auch Kids und Schulgruppen da, die sichtlich Spaß hatten. Auf jeden Fall ansehen wenn man in der Gegend ist.
Da wir schon recht weit im Norden waren, wollten wir nicht den ganzen Weg zurück an das südliche Ende von Kopenhagen um dort über die berühmte Oresund-Brücke zu fahren. Wir lenkten unser WoMo spontan nach Helsingör (Dänemark) welches gerade mal 8 km vom Museum entfert ist und setzten mit der Autofähre nach Helsingborg (Schweden) über. Das Schiff von Scandlines hatte für uns zum Glück noch ein Plätzchen und schon waren wir in 20 Minuten in Schweden. Selbst wenn die Fähre voll gewesen wäre, lohnt es sich zu warten. Es fährt jede Stunde eine, so dass man für diese kurze Strecke im Vorfeld auch nicht online buchen muss. Und sollte es doch mal länger dauern, dann einfach eine Runde durch Helsingör schlendern.
Nur so nebenbei: Durch den Anreisetag und die 48 Stunden Kopenhagen waren schon 3 von geplanten 14 Urlaubstagen verbraucht. Herrje – wie schnell die Zeit vergeht. Da wir uns eigentlich treiben lassen wollten, griff ich zum Telefon und rief den WoMo-Vermieter an und bat um eine Verlängerung (denn wir wussten jetzt schon, dass wir uns mit den zwei Wochen verschätzt hatten; wir waren ja gerade mal in Schweden angekommen … haha). Leider bekamen wir ein schnelles „leider nicht – der Wagen ist nach ihnen schon wieder vermietet“. Klar, sind ja auch Sommerferien, aber ein Versuch war es Wert. Also weiter.
Nach Schweden sind wir gegen 16:30h übergesetzt. Und nun? Wo sollen wir schlafen? Bis nach Göteborg ist es zu weit. Einfach ein bisschen im Internet gestöbert und gleich in der Nähe (naja eine Stunde Fahrzeit) einen tollen Campingplatz gefunden. Direkt am Meer. Torekov. Ich würde diesen mal als einen Waldcampingplatz deklarieren, denn die Camper stehen alle kreuz und quer im Wald unter Bäumen und es sieht nicht so akribisch geordnet aus wie auf anderen; und so hatte es was schön Uriges.
Da es schon spät war, entschieden wir uns nicht nur die eine Nacht zu bleiben, sondern den schönen Ort zu genießen und vielleicht doch mal ein paar Pläne für die zukünftige Route zu machen. Besser so. Nach einer erholsamen Nacht, einem gemütlichen Frühstück im Freien, einem Spaziergang am Strand und getaner Arbeit waren wir im Meer baden und haben die Gegend und das Fischerörtchen erkundet. Gerne hätten wir auch die vielversprechenden Wanderwege und Fahrradrouten der Umgebung getestet; aber die Zeit drängte schon wieder. Den Abend ließen wir mit einem Barbecue & Beer bei Moby´s am kleinen lauschigen Hafen von Torekov ausklingen und fuhren am nächsten Morgen über Båstad (scheint mir auch ein nettes Städchen zu sein) ins Landesinnere.
Mein Tipp: für diese wirklich schöne Gegend am Meer (Torekov und Båstad) einfach eine Woche einplanen.
Unser nächster Stopp hieß Hjo und liegt direkt am Vätternsee.
Wie wir auf dieses Städtchen kommen? In diesem Fall ganz einfach. Ich habe Verwandte dort (Onkel, Tante, Cousine, Cousin). Und nein, ich war noch nie in meinem Leben da. Eine Schande oder?! Außerdem habe ich gehört, dass Hjo zu den drei schönsten Städten mit alten schwedischen Holzhäusern gehört.
Die Fahrt von Torekov nach Hjo dauerte über 4 Stunden, so dass wir dort am späten Nachmittag ankamen. Meine Tante hatte groß aufgekocht und wie man sich denken kann, war danach erst einmal ein Spaziergang fällig. So schlenderten wir gemeinsam über den Markt, am kleinen Hafen entlang und durch einem Park. Dort war eine große Bühne aufgebaut und hunderte von Menschen saßen oder standen herum und kleine Kinder tanzten in Sommerkleidchen über die Wiese. Es war „Singsang“ angesagt. D.h. man bekommt Heftchen mit Songtexten zum mitsingen ausgeteilt und trällert mit – und wer es nicht glaubt, ja wir haben auch mitgesungen (fühlte sich schräg an, aber gut). Danach noch ein Drink, Abendessen und ab in die Falle.
Am nächsten Tag gingen wir alle zum brunchen. Ein tolles schwedisches Restaurant (natürlich aus roten Holz) mit vielen Leckereien, die ich so noch nicht kannte. Ich glaube es war mal eine alte Mühle die nun liebevoll saniert und hergerichtet wurde.
Ich habe alles ausprobiert und mir war danach fast schlecht. Aber nicht weil es schlecht, sondern weil es so lecker war, dass ich einfach viel zu viel gegessen hatte. Deshalb schnell raus und eine Runde laufen.
Abends wurde gegrillt, getrunken und gelacht und alle sind müde ins Bett geplumpst.
An dieser Stelle: ein großes Dankeschön an meine Familie – Kuss !
Nach zwei schönen Tagen in Hjo saßen wir wieder im Camper und fuhren am Vätternsee entlang Richtung Stockholm; unserer nächsten Destination. Zum Glück gingen die knapp 5 Stunden Fahrzeit schnell vorbei.