Ein Reisebericht für alle die wissen möchten, was man bei seinem Aufenthalt in Marrakesch tun und vor allem lassen sollte, damit diese außergewöhnliche Städtereise kein Alptraum wird, sondern ein Märchen aus 1001 Nacht.
Marrakesch; nicht umsonst „die Perle des Südens“ genannt. Eine riesige quirlige orientalische von Wüste umgebene Oase, die zu Fuße des Atlasgebirges liegt und einiges zu bieten hat.
Ich bin von den unerwarteten Eindrücken und Erlebnissen etwas überrollt worden und möchte Euch mit Dos & Don’ts den Aufenthalt vereinfachen bzw. ein bisschen drauf vorbereiten. Marrakesch ist im Vergleich zu anderen Großstädten sicherlich nicht nur für Europäer schwierig. Wer sich aber an ein paar Regeln hält bzw. ein paar Hinweise beachtet und sich dann einfach drauf einlässt, taucht in eine auf ihre magische Art andere Welt ein, die einen dann vielleicht nicht mehr loslässt.
Wie bei fast allen Reisen kann man Marrakesch entweder über einen Reiseanbieter als Pauschalreise buchen oder auf eigene Faust erkunden. Sicherlich ist die Buchung über einen Spezialisten die bequemere. Diesmal sollte es aber das do-it-yourself Paket sein.
Unsere Flugzeit betrug von München aus knappe 5 Stunden und es musste einmal umgestiegen werden. Leider gibt es von München aus keine Direktflüge, was die Gesamtreisezeit für An- und Anreisetag auf fast 10 Stunden pro Tag (Anfahrt zum Flughafen, Einsteigewartezeit, Umsteigewartezeit etc.) verlängerte.
Tipp: wer keine Direktflüge bekommt, sollte entweder eine sehr frühe Abflugzeit am Anreisetag wählen (dann hat man noch einen halben Tag vor Ort) oder eine späte Abflugzeit am Abreisetag. Auf jeden Fall so wählen, das man mindestens 2 ganze Tage in Marrakesch zur Verfügung hat.
Am Flughafen in Marrakesch angekommen erwartet einen dann die erste Aufgabe: jemanden finden, der einen in das Hotel bringt. Das Taxi.
Noch erschlagen vom wunderbaren tollen ersten Eindruck (der gigantische Bau der Flughafenhalle, die Palmen, Sonne und Wärme) ging der Blick und Gang sofort zur Taxisammelstelle. Dort angekommen wimmelte es nur so von Fahrern die einen mitnehmen wollen; automatisch wird man in das nächste zugewiesene Taxi regelrecht geschubst und los geht es. Bei dem ganzen Gewusel hatte ich wohl eher durch Zufall eine Tafel mit Tarifen und irgendwas mit 100 MAD gesehen. Das sollte mir später noch zu Gute kommen. Nach nicht einmal 10 Minuten waren wir auch schon am Hotel und der Fahrer wollte 200 MAD („Taxameter kaputt“ – wurde gesagt). Erschien mir viel: knapp € 20 für die kurze Fahrt. Ich dachte an die 100 MAD = € 10 an der Tafel; sagte meinen Preis und nach hartnäckigem hin und her sagte er o.k. Der tatsächliche Preis bei unserer Rückreise lag übrigens bei lediglich 70 MAD!
Tipp: vor der Buchung im Hotel fragen, ob ein Flughafentransfer inklusive ist. Oder dann wenigstens im Hotel fragen, was die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen ins Hotel kosten würde. Spart Zeit, Kosten und Nerven.
Taxifahren in Marrakesch ist wirklich abenteuerlich und mit jeder Taxifahrt macht man eine neue Erfahrung; deshalb:
Hinweis:
* wenn möglich immer einen Local (Hotel Concierge, Restaurant, Guide, etc. ) das Taxi rufen und den Preis mit dem Fahrer vereinbaren lassen
* wenn das nicht geht, immer vorher fragen was die Fahrt kostet (handeln!); auch hartnäckig sein und ein Taxi auch mal weiter fahren lassen und das nächste nehmen (denn manchmal sind die Taxifahrer echt frech)
* darauf gefasst sein, dass man einen Fahrer erwischt, der nicht lesen kann (zu mindestens kein Englisch oder Deutsch – aber nickt wenn man ihm die Adresse hinhält) und plötzlich irgendwo landet oder gar unterwegs einen Kollegen fragt und es dann doch mehr kosten soll weil er ja viel länger gefahren ist
* eine beliebte Masche ist auch die „Preis pro Person“ Nummer. Dabei verwandelt sich der vorher vereinbarte Betrag am Zielort plötzlich zu einem „Kopfgeld“ – Fahrpreise gelten natürlich immer pauschal für alle Fahrgäste zusammen, also nicht verunsichern lassen
* Wer schüchtern ist hat schlechte Karten. Dann einfach so lange auf ein Taxi warten, bei dem das Taxameter funktioniert
Tipp: Zur Sicherheit immer das Navi vom eigenen Handy anlassen; dann kann man sehen wo es lang geht (man weiß ja wo man hin möchte) und ggf. den Fahrer lotsen
Die Auswahl an Hotels und Unterkünften in Marrakesch ist groß.
Vom einfachen Hostel bis zum 7 Sterne Hotel; alles dabei.
Wer sich viel Taxifahrerei ersparen möchte sollte sich ein Riad inmitten der Altstadt nehmen. Das sind meist kleinere traditionelle Herrenhäuser (hat irgendwie was von einem Minipalast) mit wunderschönen kleinen Innenhöfen zum Relaxen.
Wer es jedoch etwas luxuriöser möchte und sich nach Wellness und Entspannung sehnt, kann das in den außerhalb gelegenen Hotels tun. Diese bieten je nach Ausstattung: Pool, Spa, Bar, eigene Restaurants und Fitnesseinrichtungen oder manchmal auch Tennisplätze. Für jeden Geldbeutel etwas dabei.
Meine Wahl fiel auf das Boutique Hotel etwas außerhalb der Altstadt. Dem AL FASSIA AGUEDAL.
Mit 27 tollen Zimmern im typischen marokkanischen Stil, einem eigenen Restaurant und einem nicht zu großen Pool umgibt der ockerfarbene Bau – der sich aus 3 Riads zusammenschließt – einen wunderschönen Innenhof mit Palmen. Bereits auf deren Internetseite wird angekündigt, dass sich die Managerin des Hotels – Myra – um einen kümmert um den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten; und man soll es kaum glauben: dem war auch so. Gleich bei unserer Ankunft empfing sie uns auf ihre freundliche und quirlige Art. All´ unsere Wünsche wurden schnell umgesetzt; sei es der Cocktail am Pool, der kleine Snack, eine Reservierung im eigenen Restaurant in dem es leckere Tajinen-Gerichte gibt, Tipps für Ausflüge oder auch die Organisation von Taxifahrten. Während unseres gesamten Aufenthalts fühlten wir uns wohl und das Personal war immer aufmerksam aber angenehm zurückhaltend. Hier kommt man sich nicht wie irgendjemand unter hunderten von Gästen vor, sondern eher wie in einer Familie mit gewissem Abstand. Und nicht zu vergessen der Tipp einmal aufs Hoteldach mit einem Drink zum Sonnenuntergang zu gehen. Wow. Sonnenuntergang über den Dächern von Marrakesch und im Hintergrund das Atlasgebirge. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für alles an Myra & Ahmed !
Achja. Vielleicht noch ein interessantes Thema.
Sicherlich stolpert auch ihr bei eurer Hotelsuche über das Ausstattungsmerkmal: Schallschutz
Anfangs hatte ich mich gewundert und gedacht es geht nur um an lauten Straßen gelegene Zimmer. Falsch gedacht. Es geht um den Fluglärm.
Hinweis: Denn der Flughafen von Marrakesch liegt nur knappe 10 Minuten von der Altstadt entfernt. D.h. eigentlich sieht und hört man die Flieger immer – so nah sind die. Wer also auf Nummer Sicher gehen will und einen leichten Schlaf hat, sollte bei seiner Hotelwahl darauf achten, dass Schallschutzfenster vorhanden sind.
Das AL FASSIA hat keine. Und ganz ehrlich; wir haben im Zimmer selten ein Flugzeug gehört. Am Pool – ja – man kann fast die Fahrgestellnummer lesen. Ich persönlich fand es am Pool auch überhaupt nicht nervig. So kam man wenigstens immer wieder in Fernweh-Laune 🙂
Tipp: Noch etwas, das gleich bei Ankunft am Flughafen zu erledigen ist: Bargeld holen.
Grundsätzlich wird zwar überall die Kreditkarte oder EC-Karte akzeptiert; nicht aber in den Taxen und auf den Märkten oder Essenständen. Und wenn man dann in der Altstadt Bargeld abhebt wird es teuer. So haben wir z.B. für
€ 100 1,75% Kreditkartengebühr + nochmal € 5 Automatengebühr bezahlt. Was am Ende der Reise übrig bleibt kann man am Flughafen bei der Abreise wieder umtauschen. Die Kurse sind o.k.
Und los geht es mit Erkundung der Altstadt.
Die Medina ist das reinste Gewirr von Gassen, Straßen und Plätzen in denen man sich schnell verläuft und eine Verirrung garantiert ist. Selbst unser Navi vom Handy wusste manchmal nicht wo wir sind und wir landeten wieder ein einer Sackgasse. Aber dadurch kamen wir an interessante Orte, die so in keinem Reiseführer stehen. Und keine Angst, irgendwie kommt man doch dahin wo man hin will.
Tipp: Es gibt GPS-Apps (wie z.B. Scout), die aber schon vorher runterladen; dann funktioniert die auch im Fall der Fälle offline.
Die Gassen sind übrigens so eng, dass dort keine Autos durchpassen. Dafür fahren die Fahrräder, Mofas und Eselsgespanne nicht gerade im Schritttempo. So muss man ab und an mit einem geübten Sprung Richtung Hauswand ausweichen. Aber irgendwie klappt das Miteinander dann doch ganz gut.
Ein Stadtviertel der Medina sind die Souks. Das ist quasi die Shoppingmeile von Marrakesch. Hier wird alles angeboten. Von Teppichen und Lampen über Schmuck und Ledertaschen bis hin zu den Gewürzen. Wer hier Zara, Mango & Co sucht ist hier völlig falsch. Hier geht es um den ursprünglichen Markt in dem Handeln ganz oben auf der Tagesordnung steht.
Tipp: Wenn man etwas wirklich haben möchte, handeln was das Zeug hält. Meistens fängt der Händler mit einem Preis an, diesen dann einfach mindestens halbieren und irgendwo in der Mitte trifft man sich dann. Da das aber auch die Händler wissen; einfach noch weiter runter gehen mit dem Erstgebot (aber bitte nicht zu frech und zu billig, kann dann sehr schnell beleidigend sein).
Hinweis: Vorsicht bei angeblichen Helfern oder die, die einem einfach nur den Weg durch das Labyrinth zeigen wollen. Selbst für „kurz mal den Weg zeigen“ wird Geld verlangt. Und leider noch schlimmer. Auch wenn man denkt man passt schon auf, läuft man in ein abgekartetes Spiel.
Uns ist folgendes passiert:
Wir standen vor einem Museum das geschlossen war. Ein Einheimischer der „zufällig“ sein Mofa neben uns aufsperrte sagte uns, dass zu ist und wir doch die Gerberei anschauen könnten…. es sei gleich um die Ecke. Und dann ging alles ganz schnell: er zeigte auf einen Jungen, der um die nächste Ecke bog und der Mofatyp sagte, der da arbeitet in der Gerberei …. schnell, folgt ihm einfach … dieser schaute sich nicht einmal um und wir hinterher. Wenn wir ihm unauffällig folgen, müssen wir ja auch nichts zahlen… so schlau sind wir …von wegen. Kurz vor der Gerberei blieb er stehen, drehte sich um und sagte zu uns hier rein; das ist mein Vater der zeigt euch alles. Er will kein Geld, wir sollen einfach mitgehen. Also hatte er uns doch bemerkt. Grundsätzlich war die Führung durch die Gerberei interessant und wir hätten natürlich etwas Geld dagelassen. Ist ja auch eine harte Schufterei. Aber die wollten nichts. Auch gut. Nach der Führung mussten wir – oh wie unerwartet – aber in einen Laden gleich nebenan, um uns anzuschauen, was aus dem Rohmaterial Leder dann schlussendlich gemacht wird. Taschen, Rücksäcke, Gürtel .. eben alles aus schönem Leder. Hinsetzen, zuschauen, handeln, kaufen. Beim Hinausgehen stand dann plötzlich auch der Vater von dem Jungen wieder da und wollte Geld für die Führung von vorhin; er bekomme ja keine Provision. Auch der Moped-Typ kam zufällig um die Ecke. Wie gesagt, das ging schlussendlich alles so schnell, dass wir danach erst gemerkt haben: Krass, jetzt haben sie uns doch erwischt.
Deshalb: einfach immer daran denken, auch wenn es noch so harmlos aussieht: Nichts ist umsonst und alles ist durchdacht! Wirklich hart sein und wenn man doch in eine Falle gelaufen ist: Aufstehen und gehen.
Nachdem wir uns wieder gesammelt hatten brauchten wir etwas Ablenkung.
Da kam uns eine Fotogalerie ganz gelegen. Die kostete zwar Eintritt, aber so waren wir erst einmal von der Straße weg und aufgehoben.
Eine sehr gute Wahl. Die Maison de la Photographie zeigte sehr interessante und hübsche Fotos aus den 20er Jahren von der Stadt und seinen Menschen auf 3 Stockwerken. Im letzten Stockwerk staunten wir nicht schlecht. Denn wir standen plötzlich in einem kleinen Café auf einer Dachterrasse mit Blick über die Stadt.
Hier wehte ein angenehmer Wind und wir genossen unseren marokkanischen Salat und kühle Getränke. Herrlich. Ein richtiger Tipp !
Auch an diversen anderen Plätzen in der Altstadt gibt es zahlreiche Dachterrassen Cafés- und Restaurants mit wunderschönen Ausblicken. Hier treffen sich zwar gefühlt alle Touristen, aber einfach hinaufgehen und genießen.
Wer sich jetzt noch nicht genug erholt hat, kann in einen der Gärten gehen. Zum Beispiel in den historischen botanischen Garten Jardin Majorelle. Er existiert schon lange, lag aber in einem Dornröschenschlaf, bis ihn Yves Saint Laurent kaufte, sanierte und nun der Öffentlichkeit zugänglich macht. Besonderheit hier sind die in kobaltblau gestrichenen Brücken und Wände und die riesigen Bambussträucher und witzig aussehende Kakteen. Der Eintritt ist meines Erachtens mit ca. € 7 etwas zu hoch angesetzt; denn so groß ist der Garten nun auch nicht. Aber muss man mal gesehen haben.
Tipp: am besten vor 10h da sein; denn danach kommen die Touribusse und es wird sehr schnell voll und man versucht vergeblich ein ruhiges Plätzchen.
Und wem es jetzt zu ruhig ist, der sollte am Abend ausgehen. Vor allem nachts muss Marrakesch noch einmal atemberaubend sein und eine magische Atmosphäre verbreiten. Überall werden zur Dämmerung zahlreiche Essenstände aufgestellt und es wird nochmal so richtig voll. Außerdem gibt es zahlreiche Bars, Clubs und Casinos.
Auf meiner Liste stand aber ein anderes Abendprogramm. Das OASIS-Festival 2016. Dieses Drei-Tages-Stell-Dich-Ein fand bereits zum zweiten Mal statt. Diesmal in einem etwas außerhalb der City gelegenem Resort; dem „The Source“. Wer also auf elektronische Musik steht, sollte das unbedingt mal erlebt haben. Tanzen am Pool zum Sonnenuntergang, zwei Areas und ein fettes Line-up. Dazu so viele unterschiedliche Menschen aus allen Ecken der Erde, die nur eines wollen: Spaß und tolle Musik. Einzelheiten dazu könnt ihr übrigens hier nachlesen.
Marrakesch – was für ein verrückter Trip; und dabei habe ich noch nicht einmal alles gesehen.
Wenn ich wieder komme, dann bin ich jetzt vorbereitet, denn nun weiß ich: wenn man ein paar Dinge beachtet und weiß: andere Länder, andere Sitten, dann ist alles viel einfacher!
Ich hoffe also, dass ich euch mit diesem Artikel auf ein paar Dinge hinweisen konnte, damit ihr euren Kurzurlaub genießen könnt.
Falls ihr auch Tipps und Hinweise oder vielleicht noch ein paar Geheimtipps auf Lager habt, immer gerne.
2 Gedanken zu „Marrakesch Kurztrip – Tipps für einen gelungenen Aufenthalt“