Wandern und Biken; eine Woche Selbsttest in Leutasch

Endlich hieß es wieder Koffer packen, auch wenn für den Anfang nicht weit und nicht lange weg.
Geplant war eine gemütliche Woche zum Wandern in Leutasch bei Seefeld in Tirol / Österreich.

Am Donnerstagnachmittag ging es auf die A95 Richtung Garmisch, die entsprechend dem Wochentag ziemlich leer und gut zu fahren war. Bestens gelaunt und mit netter Musik im Hintergrund quatschten wir vor uns hin.
Plötzlich stand er da – ein Mann – mitten auf der Autobahn – zappelnd und winkend – ich in die Bremsen – oh ein Polizist – äh – was ist passiert? – ranfahren – mist – geblitzt – viel zu schnell gefahren – na toll. Tja, was soll ich sagen? Sorry!
Das ist mir in 26 Jahren Autofahren noch nie passiert.
Peinlich, aber zu Recht, kassierte ich einen Strafzettel mit: 2 Punkten in Flensburg, € 240 Strafe und einen Monat Fahrverbot. Ohje, aber jetzt nicht die Laune verderben lassen, bin ja selbst schuld.

Natürlich ärgerte ich mich und so grau wie meine Laune war, so grau war auch das Wetter bei unserer Ankunft. Och nö – nicht wieder Regen. Erst einmal in unsere Bleibe eingecheckt; eine schnuckelige kleine Ferienwohnung mit wunderbarem Blick auf die Berge (in dem Fall die Hohe Munde). Die Empfehlung kam von Freunden aus Berlin – merci schon an dieser Stelle. Aktuell waren wir die einzigen Gäste, da es noch Vorsaison ist. Das Haus selbst steht im Ortsteil Klamm, direkt an der Einfahrt in das Gaistal. Nach den teilweise nicht so schönen Erlebnissen des ersten Tages: essen und ab ins Bett.
Mal sehen was der Morgen bringt.

Er brachte Sonne! Ja da war sie! Also raus aus den Federn und ab auf den Berg.
Natürlich sollte es für den ersten Tag eine kleine Wanderung werden, da wir dieses Jahr noch nicht ein einziges Mal wandern und entsprechend eingerostet waren.
Vom Gaistal starten viele Wanderwege mit verschiedene Schwierigkeitsgraden: von leicht bis schwer, von kurz bis lang, mit und ohne Hütten zum Einkehren, Steige, Wiesen, Waldwege, Forststraßen, alles dabei. Nach wundervollen 1,5 Stunden kamen wir an der ersten Hütte vorbei (Gaistalalm) – aber nö – uns ging es gut, die Beine waren leicht … wir gehen weiter.
Nach 4 Stunden bergauf auf einer Forststraße erreichten wir die auf 2030m gelegene Rotmoosalm. Ein toller Blick in die Bergwelt – in jede Richtung – was will man, außer einem verdienten Bier, mehr? Nichts.
Der Abstieg verlief dann auf einem Steig mit viel Geröll und Geäst und irgendwie machten sich jetzt doch die Beine bemerkbar. Ach, wir sind ja gleich unten. Vorbei an rauschenden Bächen, über Lichtungen, durch Latschenkieferfelder, durch urige Wälder und schwups waren wir wieder am Ausgangspunkt, dem Parkplatz Salzbach. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es dann doch 5 ¾  Stunden waren. Na, wenn das kein Muskelkater gibt.

Autsch, es gab ihn; und wie. Die Oberschenkel brannten am nächsten Tag ordentlich.
Na dann heute nicht auf den Berg sondern ein bisschen radeln. Gesagt getan.
Zwei Räder von unserer Gastgeberin ausgeliehen, die wir noch brav mit dem Kompressor aufpumpen durften. Voller Tatendrang rauf auf die Bikes und los. Nach gut 20 Minuten auf einmal … pssssssssst. Ich drehte mich um und mein Mann schaute grinsend auf sein Hinterrad, welches in gemütlichem Stöhnen die gesamte Luft raus lies. Ein Platten. Und jetzt?
Er auf mein Rad und zurück zum Haus das Auto holen; derweil schob ich das kaputte Rad schon mal in Richtung „Abschleppdienst“. Auf halber Strecke trafen wir uns dann; Rad eingeladen und zum Radeldoktor ins Dorf gebracht. Das Glück war auf unserer Seite: obwohl das Geschäft nur noch 15 Minuten geöffnet war (Samstag 11:45h), haben sich sofort die freundlichen Mitarbeiter um unseren Patienten gekümmert, geflickt und uns sofort wieder mitgegeben. Aber was war jetzt? Das Wetter hatte sich schlagartig gedreht und nun: es regnete.
Auf dem Weg in die Unterkunft schnell am Metzger angehalten, Leckereien eingekauft und erst einmal ausgiebig Mittag gemacht. Natürlich war danach ein Mittagsschläfchen fällig.

Heute war der Tag, an dem ich meine neue Internetseite „fernwehblues.de“ über Facebook öffentlich gemacht habe. Ui – ist das aufregend. So also den verregneten Nachmittag sinnvoll genutzt.
Es war großartig – Danke für die prompten likes und Bestätigungen. Mist nur, dass genau zu diesem Zeitpunkt meine Internetdienst ein Update gemacht hat und die Seite ziemlich zerschossen aussah – sorry an der Stelle … immer diese Technik.

So – jetzt heißt es erst mal Daumen drücken: Fußball EM 2016; Deutschland : Italien.
Krass – was für ein Spiel – und dann die Elfmeter – alter Schwede – mein Herz – und dabei bin ich nicht einmal so ein großer Fußballfan. Respekt (soweit ich das beurteilen kann) an dieser Stelle an alle Spieler. Wirklich alle: Deutschland und natürlich Italien (wie war das? Der Fluch ist besiegt? …. Musste erstmal googeln was das bedeutet – hihi)

Nach der kurzen und entsprechend unruhigen Nacht war ich am nächsten Morgen ziemlichen platt – an große Unternehmungen war nicht zu denken. Na dann chillen – auch nicht schlecht.
Da es mittlerweile Sonntagnachmittag war, wollten wir kurz auf einem Kaffee ins Nachbarörtchen Seefeld.
Die Route sah auf der Karte super easy aus und das Wetter passte. Geht sicherlich auch mit dem Rad statt mit dem Auto – diese waren ja jetzt repariert und startklar. Lief alles Bestens; bis zur nächsten Anhöhe. Puh – wir haben uns ganz schön abgestrampelt. Hallo?! Wir sind in den Bergen, und da geht es nunmal rauf und runter. Mit dem Fahrrad natürlich gefühlt nur rauf! Aber die Berge sind auf einer Straßenkarte nicht eingezeichnet und irgdenwie hatten wir das beim Planen ausgeblendet.  Ab und zu mussten wir die Räder sogar schieben. Tja, etwas unterschätzt das Ganze. Aus dem kurzen Ausflug wurden am Schluss 27 km mit über 5 Stunden Radfahren! Eigentlich eine wundervolle Tour. Seefeld selbst – naja – wer es mag. Vielleicht doch besser im Winter zum Skifahren. Der Ort könnte mal überholt werden. Vor allem der Minigolfplatz. Schade, dieser war echt extrem in die Jahre gekommen. Trotzdem wollten wir eine Runde spielen und er hat seinen 80er Charme irgendwie noch behalten. Ein echter Tipp auf der Route: der Waldsee bei Mösern (Möserer See). Der See liegt oberhalb vom Städtchen Mösern auf einem Berg mitten im Wald! Ein sehr idyllisches Plätzchen welchse auch zum Baden einlädt. Nice.
Fix und fertig aber happy sind wir nach unserer Rückkehr in unser Bett geplumpst.

Den nächsten Tag hätten wir uns sparen können.
Die Wanderung vom Puittal in Richtung Gehrenspitze war eine Tortur. Der Anstieg lange und quälend. Wir merkten noch ganz schön unsere Tour vom Tag nach der Ankunft (man sollte den ersten Tag also nicht gleich so übertreiben) und unseren „kleinen“ spontanen Faharradausflug am Vortag. Der Muskelkater schmerzte und für unfitte Stadtkinder nicht ganz ohne. Und da sag mal einer wandern ist nur was für Ältere und Rentner; von wegen. Auf halber Strecke überholte uns ein 82-Jähriger! (hatten mit ihm ein kurzes Pläuschchen gehalten) und die Lust war dahin. Gerade noch über das Scharnitzjoch gestolpert und die Wanderung nicht ganz so fortgesetzt wie wir es geplant hatten, denn auch das Wetter wollte nicht mehr. Die Wolken zogen zu und es wurde, je höher wir kamen, kälter und kälter.
Egal – Abbruch – runter – wir haben ja noch ein paar Tage.

Der nächste Tag sollte voll und ganz der Erholung dienen.
Also ab ins Alpenbad Leutasch: schwimmen, saunieren, Massage und Burger. Leider haben wir festgestellt, so schön es auch war, dass der Spaß nicht ganz billig ist. Ein Tag zu zweit kostete so viel wie die halbe Woche Übernachtung!
Und ein Tipp: achtet bei eurer Buchung in der Ferienwohnung bzw. im Hotel darauf, dass der Eintritt zum Schwimmen im Alpenbad kostenlos dabei ist! Ihr spart (natürlich nur wenn ihr Wasserratten seid) eine Menge Geld. Denn € 12,00 pro Person für 4 Stunden nur fürs Schwimmen finde ich ganz schön saftig. Die Saunabenutzung kommt on top noch mal mit € 18,50 pro Nase dazu – und Tageskarten oder am Wochenende kostet sogar noch mehr.  Jup, die Preise sind ganz schön hoch. Aber das Saunaparadies ist echt groß und vielseitig. Es war ein toller, entspannter Tag.

So, jetzt am letzten Tag wollten wir es noch mal wissen und haben eine richtig tolle Tour rausgesucht.
Mit den Mountainbikes; in diesem Fall E-Bikes (geliehen im Ortskern Weidach bei Sport Günter), ging es auf Forststraßen durch das wunderschöne Gaistal hindurch (ca. 20 km oneway) Richtung Ehrwald und rauf zum Seebensee. Dort der erste Flash: wow – diese Farben!! Am Gatter die Radl abgesperrt, Wanderschuhe gegen Turnschuhe getauscht und raus die Stöcke. Nach ca. 30-45 Minuten Aufstieg Ankunft auf der Coburger Hütte.
Ein Traum: freundliche junge Burschen an der Bedienung, top gepflegtes Haus, sehr gutes Essen und dazu der Blick auf den Drachensee und die Berge! Krass. Nach ein paar Minuten Besinnung musste ich kurz nachdenken ob ich solch etwas Schönes in den Bergen schon mal gesehen habe. Nein, hatte ich nicht. Ist bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir hier waren, denn von hier oben gehen tolle Wege weiter, die man nach einer Übernachtung auf der Coburger Hütte als etwas Geübter gut gehen kann. Tiefenentspannt und gut genährt ging es wieder nach unten zu den Bikes und ab nach Hause durch die herrlichen Wälder und Wiesen. Ach wie schön. Und die knapp 6 Stunden waren ratzfatz vorbei. Achja, Mountain-E-Bike fahren macht echt Laune (war unser erste Mal), aber irgendwie ist das so leicht, dass man am Abend gar nicht merkt, dass man was getan hat. Aber es lohnt sich, denn auch Ungeübte können so die dann doch 50 km mit dem Rad leicht bewältigen.

Grundsätzlich habe ich in den 8 Tagen mein Vorurteil „Wandern und Berge sei nur was für Rentner“ beiseitegelegt.
Ich wette, da ist der eine oder andere um einiges unfitter wie die rüstigen Rentner.
Auch ich kam schnell ins prusten; und ich bin echt nicht unfit!

Leider war die Woche viel zu schnell zu Ende und es hieß Abschied nehmen. An dieser Stelle einen lieben Dank an unserer Gastgeber die Familie Leismüller. Danke für die schnuckelige Ferienwohnung im Dachgeschoss und die täglich frischen Brötchen!

Wenn ihr noch Fragen habt – gerne – ich helfe wo ich kann.

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